MERSCH, Victor (1879-1937)

Victor Mersch, alias Sipy, war ein Student aus der Frühzeit des AV d’Letzebuerger. Seine Spur verliert sich nach Ende des Studiums.

Victor Mersch im WS 1900/01

Leben

Herkunft

Victor oder Viktor Mersch wurde in Luxemburg am 17/04/1879 geboren, sein Vater wäre “Kaufmann” gab er später bei der Einschreibung an der KTH an. Vermutlich war der Vater Schneidermeister, betrieb jedenfalls ein Geschäft in dem man Hemden kaufen konnte.
An welchem Gymnasium er seine Matura erwarb, wissen wir nicht, sein Name taucht zumindest nicht in den uns vorliegenden Listen der Absolventen der Industrie- und Handelsschule auf, noch auf der des Athenäums. An letzterer Schule hat er aber im WS 1898/99 die “höheren Kurse im Ingenieurfach” belegt, vermutlich auf ein Hochschulstudium vorbereitende Kurse!1 Spätestens jetzt lernte er Camille Keiffer kennen, dessen Name auch auf der Liste steht und diese Kurse ebenfalls besuchte. Beide zieht es zum folgenden WS 1899/1900 nach Aachen.
Wir wissen leider nicht genau, was die Inhalte dieser Kurse waren und wer daran teilnehmen durfte. Auf der Liste findet sich z.B. ein “Franz (François) Servais”, welcher im Gegensatz zu Keiffer und Mersch unter der Nummer 1660 auf der Liste der Absolventen des Athenäums steht2 und als Abiturient des Jahrganges 1897/98 geführt wird. Auch er wird später ein Ingénieur, aber kein alter Aachener. Auch der dort genannte Peter Kayser aus Esch, dürfte identisch sein mit Jean-Pierre Kayser aus Esch, auch ihn finden wir NICHT auf der Abgangsliste des Athenäums, wohl aber im nächsten Semester in Aachen wieder.

Als Student in Aachen

Laut Auskunft des Hochschularchivs3 schrieb er sich zum WS 1899/1900 erstmalig an der RWTH für das Fach Chemie ein. Er erhielt die Matrikelnummer 1951. Sein Studium verlief wohl nicht gradlinig, denn das Hochschularchiv verzeichnet zwei Wieder-Einschreibungen4:

  • Am 24.04.1900 für das Wintersemester 1900/1901
  • und am 11/10 für das Wintersemester 1904/05

Er trat dem AV d’Letzeburger bei und verkehrte mit der Gruppe um Camille Keiffer. Er erhielt den Biernamen “Sipy“, dessen Bedeutung heute schwer zu fassen ist, damals aber häufiger vorkam5.
Aufmerksam wurden wir auf ihn, weil er auf dem ältesten bislang bekannten Foto des AVL drauf ist:

Er nahm im Verein auch Chargen an, wir finden ihn im SS 1900/01 als Kassen- und im WS 1900/01 als Schriftwart. Dies wissen wir, weil er Camille Keiffer sein Porträt schenkte und entsprechend auf der Rückseite beschriftete:

Berufsleben

Sein Name findet sich weder auf der Liste Roth, noch unter den Mitgliedern des Luxemburger Ingenieur- und Industriellenvereins. Chemiker sind dabei eher selten unter den Mitgliedern des letzteren Vereines zu finden, so aber wissen wir auch nicht, was er danach gearbeitet hat? Möglicherweise zog es ihn auch ins Ausland.
Die für uns leicht zugänglichen Quellen zeigen erst 1932 wieder ein Lebenszeichen von ihm, als die Auseinandersetzung der Erbengemeinschaft seiner Eltern über eine öffentliche Versteigerung erfolgt.
Im Jahre 1937 stirbt er, demnach kaum 58 Jahre alt. Der Todesanzeige zufolge blieb er Junggeselle.

Nachweise

Höhere Kurse am Athenäum

Lokal Neuigkeiten.. In: Luxemburger Wort, 1899. Jg., nº 84&85 (25.03.1899), p. 3.
[Digitised by the National Library of Luxembourg, https://persist.lu/ark:70795/rfbk5h/pages/3/articles/DTL45]

Die höheren Kurse des Athenäums wurden im Wintersemester von folgenden Studenten besucht:

  1. Medizin: die HH. Camille Gantenbein von Frisingen; Victor Henrion v. Luxemburg;
    Felix Hess v. Bettemburg; Theodor Kirpach v. Luxemburg; Nikolas Marx von Rümelingen; Joh. Peter Penning v. Esch a. d. Alz.; Robert Reuter v. Diekrich; Heinrich Tourneur von Diekirch; Sylvain Wolff von Grevenmacher.
  2. Mathematische Wissenschaften: die HH. Jos. Greisch v. Luxemburg; Jos. Robert v. Tüntingen; Mathias Schmit v. Luxemburg Edmund Thyes v. Eich.
  3. Die Pharmazeutik: die HH. Edg. Bischoff v. Luxemburg; Albert Mayrisch von Mersch; Leo Namür von Echternach: Paul Prüssen von Luxemburg; Karl Schrull von Rümelingen; Joseph Zelle v. Luxemburg.
  4. Die Naturwissenschaften: Hr.Peter Weinachter v. Luxemburg.
  5. Ingenieurfach: HH. Julius Conrot v. Pulvermühl; Jos. Peter Kayser v. Esch a. d. Alz.; Camille Keiffer v. Eich; Victor Mersch v. Luxemburg; Franz Servais von Luxemburg; Joseph Wagner v. Ettelbrück.

Immobilienvesteigerung

Lokal=Chronik. In: Luxemburger Wort, 1932. Jg., nº 365 (30.12.1932), p. 4.
[Digitised by the National Library of Luxembourg, https://persist.lu/ark:70795/8m6tp2/pages/4/articles/DTL80]

— Immobilienversteigerung, Die gestern im Friedensgerichtssaale abgehaltene Versteigerung der aus bem Nachlasse der verstorbenen Eheleute Leo Mersch-Eichborn herrührenden Immobilien ergab folgendes Resultat:

  1. Das auf dem Rotenbrunnenplatz Nr. 21 gelegene, vom Bijoutier August Strock bewohnte dreistöckige Wohn= und Geschäftshaus, früher bekannt unter dem Namen “Chemiserie Leon Mersch”, wurde von den Miterben HH. Ingenieur Viktor Mersch, Professor Thyes-Mersch und Kaufmann Gehlen-Mersch zum Preise von 402.000 Franken erworben.
  2. Das in der Adolf Fischerstrasse Nr. 3 gelegene Wohnhaus mit Seiteneingang und Garten wurde Hrn. Inqenieur Viktor Mersch zum Preise von 185.000 Franken zugeschlagen.

Todesanzeige

Pub. 15 Page 8. In: Luxemburger Wort, 1937. Jg., nº 19 (19.01.1937), p. 8.
[Digitised by the National Library of Luxembourg, https://persist.lu/ark:70795/4n7ct3/pages/8/articles/DTL798]

Remerciements.
Mr André Thyes, Mme André Thyes, née Marie Mersch, leurs enfants et les familles apparentées, profondément touchés des marques de sympathie et de condoléances qui leur ont été témoignées à l’occasion du décès de
Monsieur Victor MERSCH
expriment leurs sincères remerciements à tous leurs amis et connaissances qui ont pris part à leur grand deuil Luxembourg, le 18 janvier 1937.
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Fussnoten

  1. Lokal Neuigkeiten.. In: Luxemburger Wort, 1899. Jg., nº 84&85 (25.03.1899), p. 3. []
  2. Manternach 1921: Liste des élèves qui ont passé l’examen de maturité à l’Athénée, pendant les années 1890 à 1915, avec indication de leur profession et domicile []
  3. Freundliche elektronische Mitteilung vom 25. August 2020 []
  4. Akte a/138 aus dem Hochschularchiv []
  5. “Supp” ist eine altluxemburgische Bezeichnung für eine übel beleumundete Kneipe. Sollte “Sippy” wen bezeichnen, der solche Orte liebt? Zumindest für Robert Loesch, der diesen Biernamen 10 Jahre später ebenfalls führte, ist eine solche Vorliebe bekannt, bezeugt durch Leute, die ihn noch kannten. []