PRUSSEN, Gustave (1881 – 1920)

Gust Prüssen war ein engagiertes Mitglied des frühen AV d’Letzeburger. Er wurde 100. Aachener Hüttenkundler und starb durch einen Arbeitsunfall.

Portrait von Gust Prüssen
Gust Prüssen

Leben

Herkunft

Gust Prussen wurde am 23/06/1881 in Hosingen geboren, sein Vater war dort Apotheker. Er zog aber später in die Hauptstadt um, denn spätestens ab 1898 ist die “Pharmacie Prussen” in der Avenue de la Gare in den Anzeigen nachweisbar1.
Seine Mittelschulbildung erwirbt er am hauptstädtischen Athenäeum, er schliesst im Schuljahr 1899/00 dort mit dem Maturitätsexamen ab. Zu den Absolventen dieses Jahrganges zählen weitere künftige Aachener Studenten: Charles Petermann aus Luxemburg, späterer Direktor des Gaswerks in Differdingen, J.-B Soisson aus Lorentzweiler und der spätere Professor an der RWTH Paul Oberhoffer, Gust dürfte die also vorher schon gekannt haben.2

Student in Aachen

Gust schreibt sich also im neuen Jahrhundert in Aachen für das Fach Hüttenkunde ein, er erhält die Matrikelnummer 1798 und auf der “Rennbahn 2” nimmt er seine erste Wohnung3.
Er schliesst sich in Aachen dem AVL an, er erhält hier den Biernamen “Stopp“.
Wir sehen ihn auf einigen Fotos des Vereins.


Demnach verkehrt er u.a. mit Franz Geib, Camille Keiffer, Alphonse Wagener, Nicolas Wagner, Léon Dondelinger, Nicolas Raus etc.
Er schliesst sein Studium im Jahr 1905 ab4 und ist dabei zufällig der 100. Eisenhüttenmann. Die Hochschule feiert dieses Jubiläums mit einem Festbankett, wo Gust dann der Ehrengast sein wird. Dies wird auch in der Luxemburger Presse gewürdigt, der Artikel aus der Obermosel-Zeitung vom 24.02.1905 auf Seite 2. hebt hervor, dass damit nach Pierre Mouris als erster Absolvent, es wieder ein Luxemburger war, welcher der 100. wurde. Nur wenige Jahre später wird es wieder ein Luxemburger, Mathias Koener sein, welcher dann der 200. Eisenhüttenmann sein wird.

Berufleben

Laut dem Nachruf in der Revue Technique nimmt er gleich nach dem Studium eine Stelle bei der Firma usines d’Ougrée-Marihaye an5 und arbeitet als Ingenieur auf dem Werk Rodange, 1918 wird er dort Dienstleiter (Chef de Service).

Sein Unfalltod

Sein Leben endet abrupt, durch einen Arbeitsunfall. Er verliess gerade sein Büro im Werk Rodange, musste hierzu ein Gleis überqueren und geriet dabei zwischen zwei Eisenbahnwaggons und wurde von diesen erfasst und zerquetscht. Die Nekrologie in der Revue Technique macht, wohl zur Heroisierung des Verstorbenen, aus diesem Unfall eine nahezu unausweichliche Naturgewalt:

C’est une destinée fatale que ce sont les plus braves, les plus dévoués et les meilleurs qui succombent à ces dangers qui guettent continuellement l’ingénieur dans l’exercice de ses fonctions.

Die Behörden sahen es wohl etwas anders und es gab zumindest eine gerichtliche Untersuchung des Falles. 1923 wurden die Beschuldigten, Hüttendirektor Jos. Fischer, der belgische Ingenieur Louis Desierbeck und der Rangiermeister Jos. Müller aus Rodange freigesprochen, freilich mit der Begründung dass ihnen eine Straftat (vermutlich Fahrlässigkeit) nicht nachgewiesen werden konnte.6

Einzelnachweise

Zur Herkunft des Vaters

Naturalisationen.. In: Luxemburger Wort, 1890. Jg., nº 31 (31.01.1890), p. 3.
[Digitised by the National Library of Luxembourg, https://persist.lu/ark:70795/qpxn6n/pages/3/articles/DTL70]

Naturalisationen.
Die Kammer konstituirt sich nunmehr zum geheimen Komité, um über verschiedene Naturalisationsgesuche sich auszusprechen.
Gutgeheißen wurden die Naturalisationsgesuche der Herren:

  1. Prussen Jules, Apotheker zu Hosingen;
  2. Hentzen Peter, Schreinermeister zu Birelergrund;
  3. Hubert Karl, Kaufmann zu Luxemburg;
  4. Oberhoffer, Andreas, Musiklehrer an der Normalschule zu Luxemburg;
  5. Kahnt Gustav, Militär-Kapellmeister zu Luxemburg;
  6. Thirisay Fr. Joseph. Landwirth zu Olingen.

Abgelehnt werden die Gesuche der HH. Mathelin Ludwig, Eigenthümer zu Senningen, und Watier Karl, Eigentümer zu Hesperingen.
Das Gesuch bes Hrn. Mathias Wilwertz, Aubergist zu Ell, wird als gegenstandslos erkannt, indem der Petent unter das neue Gesetz fällt. — Die Sitzung wird aufgehoben. — Nächste Sitzung am Dienstag, 4. Februar. Tagesordnung : Mobiliarsteuergesetz.

Der 100. Eisenhüttenmann

Chronik aus der Hauptstadt. Luxemburg, den 24 Februar.. In: Obermosel-Zeitung, 24. Jg., no 16 (24.02.1905), p. 2.
[Digitised by the National Library of Luxembourg, https://persist.lu/ark:70795/wzs09n/pages/2/articles/DTL50]

Luxemburger im Auslände. Zu Ehren des 100. diplomierten Hütteningenieurs der technischen Hochschule in Aachen veranstaltete die dortige hüttenmännische Vereinigung eine größere Feier. Der 100. diplomierte Hütteningenieur Gustav Prüssen stammt au dem Großherzogtum Luxemburg, ebenso wie der erste Diplom-Ingenieur des Hüttenfach, Mouris, aus Luxemburg gebürtig ist. Die Nationalitäten der 102 diplomierten Hütteningenieure der Aachener Hochschule verteilen sich wie folgt: Deutsche 56, Luxemburger 39, Holländer 3, Russen 3. Belgier Diese Zahlen zeigen die Bedeutung Aachens als höhere technische Bildungsanstalt für das Grohherzogtum Luxemburg. Aachen hat in Bezug auf die Zahl der Studierenden des Hüttenfachs nunmehr sämtliche Hochschulen Deutschlands überflügelt. Dr. Wüst überreichte dem 100. Diplom-Ingenieur im Namen der Prüfungskommission ein bleibendes Andenken in Form einer kleinen Bronzestatue eines Hüttenmannes.

Nekrologie in der Revue technique 1920

Le 18 décembre nous parvint la triste nouvelle de la mort subite du camarade Gustave PRUSSEN qui a succombé sur le champ du devoir, terrassé par les forces de la nature que l’ingénieur s’est efforcé de dompter et de soumettre à sa volonté depuis des siècles. C’est une destinée fatale que ce sont les plus braves, les plus dévoués et les meilleurs qui succombent à ces dangers qui guettent continuellement l’ingénieur dans l’exercice de ses fonctions. Après avoir terminé ses études moyennes à Luxembourg, Prussen s’est rendu à l’école des hautes études techniques d’Aix-la-Chapelle, où il s’est adonné aux études d’ingénieur avec une ardeur et une énergie qui lui valurent l’admiration et même un peu l’envi de ses condisciples. Il obtint son diplôme avec la plus grande distinction et un hasard voulut que, tandis que notre regretté camarade Mouris fut le premier ingénieur diplômé sorti d’Aix-la-Chapelle, Prussen remporta le centième diplôme de cette haute école, section métallurgique. A cette occasion l’Ecole lui offrit un grand banquet et lui remit, pour commémorer cette date unique et en souvenir de ses brillantes études, une statue en bronze représentant un forgeron, emblème de son activité.
Ses études terminées en 1903 (-sic-) il fut engagé par les usines d’Ougrée-Marihaye, section de Rodange, comme assistant aux hauts-fourneaux. Appréciant son travail assidu et ses hautes capacités le conseil d’administration l’appelait en 1918 à la direction de ce service.
Dans sa vie d’ingénieur, dans la fumée et le tracas des usines il nous est resté toujours le camarade franc et dévoué que nous avions appris à connaitre et à estimer à l’Ecole. Il n’a cessé de s’intéresser au bien-être et au développement de notre Association. La foule nombreuse de camarades qui s’étaient rassemblés autour de sa tombe est une éclatante preuve de l’amitié et de l’estime qu’il a su conquérir dans sa courte carrière.
Le défunt laisse:une jeune veuve et deux enfants en bas âge. C’est avec une respectueuse sympathie que nous nous inclinons devant sa famille et son immense douleur. La mémoire de ce cher camarade restera toujours vivante parmi nous.


Fussnoten

  1. siehe z.B. Publicité 6 Page 4. In: L’indépendance luxembourgeoise, 27. Jg., nº 228 (17.08.1898), p. 4.
    [Digitised by the National Library of Luxembourg, https://persist.lu/ark:70795/54ckz1/pages/4/articles/DTL268] []
  2. F. Manternach, 1921: “Liste des élèves qui ont passé l’examen de maturité à l’Athénée, pendant les années 1890 à 1915, avec indication de leur profession et domicile” Gust Prüssen hat auf dieser Liste die Nummer 1735 []
  3. Hochschularchiv, Akte 10161/114 []
  4. Sans titre. In: L’indépendance luxembourgeoise, 33. Jg., nº 42 (18.02.1905), p. 3.
    [Digitised by the National Library of Luxembourg, https://persist.lu/ark:70795/sqkfwk/pages/3/articles/DTL80]

    Examen. M. Gustave Prüssen, de Luxembourg, vient de passer à Aix-la-Chapelle son examen d’ingénieur des mines avec distinction.

    []

  5. Wobei sein Biograph dieses Ereignis auf 1903 vorverlegt. Dann wäre er mit 22 schon fertig gewesen, was aber auch für damalige Zeiten doch unglaubwürdig früh gewesen wäre []
  6. Chronik aus der Hauptstadt. Luxemburg, 27. Februar.. In: Obermosel-Zeitung, 43. Jg., nº 32 (27.02.1923), p. 2.
    [Digitised by the National Library of Luxembourg, https://persist.lu/ark:70795/v783q9/pages/2/articles/DTL47]

    Zuchtpolizeigericht. Am 18. Dezember 1920 war der 39jährige Ingenieur Gustav Prüssen aus Luxemburg, als er im Hüttenwerk zu Rodingen aus seinem Büro trat und zwischen zwei Eisenbahnwagen ein Geleise überqueren wollte, von beiden Wagen erfaßt und zur Stelle tot gedrückt worden. Unter der Anklage, diesen Anfall durch Mangel an Vorsicht verschuldet zu haben, hatten sich am Samstag vor dem Zuchtpolizeigericht zu verantworten: Der Hüttendirektor Jos. Fischer, der belgische Ingenieur Louis Desierbeck und der Rangiermeister Jos. Müller aus Rodingen. Dieselben wurden indes freigesprochen, da die ihnen zur Last gelegte Straftat nicht erwiesen sei.

    []

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